BsAs - daheim oder Zuhause ?

BsAs - daheim oder Zuhause ?
Das wissen wir noch nicht...

Mittwoch, 29. September 2010

Was bisher geschah...

Es tut mir wirklich leid, dass ich euch bisher noch nicht von mehr Geschichten hier aus Buenos Aires berichtet habe, zu erzählen gäbe es dennoch genug.

Wo fangen wir an. Nachdem die ersten paar Tage ja reich erfüllt von Trubel waren genoss ich die darauffolgenden Tage, in denen ich einfach nur in den Tag gelebt habe. Da wir uns ja in einer „geliehenen“ Wohnung befanden, quasi auf dem Sprung bis wir was anderes finden werden, hatten wir quasi „NICHTS“. Damit spreche ich von einem Leben ohne Internet, Fernsehen, Couch und Küchenausstattung. Unsere Wohnung war ausgestattet mit einem Tisch, 3 Stühlen, 2 Matratzen, 3 Messer Gabel Löffel und ein paar wenige Küchenutensilien, die ich vom letzten Jahr zurückgelassen habe und Nachos Mama (Adri) mir aufbewahrt hat. Somit, das erste was hermusste: ein paar grundlegende Dinge für die Küche wie zum Beispiel: Salat/Nudelsieb, Dosenöffner (dazu später mehr), ein paar „Tupperschüsseln“ (billige Plastikimitate, dazu später mehr), eine Pfanne etc. und ganz wichtig die Zutaten wie Mehl und sonstiges was nicht verderben kann OHNE Kühlschrank. Genau, wir haben 5 Wochen ohne Kühlschrank überstanden. Das muss mal Einer nachmachen und mir danach sagen wie sehr er diesen Gegenstand zu schätzen gelernt hat. Dieses so normale: Kühlschrank auf, Zutat heraus, Kühlschrank zu. Bei uns war das immer ein wenig komplizierter. Beim Einkauf im Supermarkt (Chino: zu deutsch, Chinese) musste schon vorausgedacht werden: wie lange hält es sich ohne Kühlschrank, nur eine Zutat kaufen, damit wir diese ganz schnell aufessen bevor sie kaputt geht. Dann gekocht wurde auch von Tag zu Tag und natürlich entsprechend exakt dafür eingekauft. Alle Dinge die länger als einen Tag bei uns im Haushalt waren und verderblich waren hatten einen ganz besonderen Platz in „unserem Kühlschrank bekommen. (Siehe Foto)
 
Zum Thema Dosenöffner, naja, wie soll ich sagen. Mit meinen Umzugsgütern, die irgendwann wenn ich die Aufenthaltsgenehmigung habe per Seefracht losgeschickt werden, wird mich auch ein toller Dosenöffner erreichen. Da das aber ja noch dauert dachte ich, kauf ich nen billigen, das wird für die paar Dosen auch reichen…auf der Suche nach einem günstigen Dosenöffner begegneten mir verschiedene Modelle…Teure wie der, der mich hoffentlich bald erreichen wird, Billigere die mir aber trotzdem noch teuer erscheinen da sie aus dem Jahr 1950 zu sein scheinen und ich nicht einmal wüsste wie ich den ansetzen muss, und schliesslich einen ganz Billigen (umgerechnet 1,20 €). Den nehm ich mit, der erklärt sich schon von selbst wie man ihn ansetzen muss. Ok. Super. Dieses Thema auch abgehakt. In Argentinien jedoch, vielleicht werde ich aus meinen Fehlern irgendwann auch mal lernen, sollte man nicht das billigste kaufen denn: Was ist passiert ? 

Silke entscheidet Zuhause, JETZT wo wir einen Dosenöffner haben, koche ich was mit Mais. Dose raus, Dosenöffner angesetzt, eine Umdrehung gemacht. KLIRR ! Verdammte sch… NEIN, kaputt ist er nicht, er ist nur in JEDES einzelne Teil das er hat zerfallen !!! Und ich schwöre euch, in JEDES. Na gut, bisher habe ich noch keinen neuen gekauft, denn man hat ja schliesslich einen Schlitzschraubenzieher und einen Hammer zur Hand und ist ja schliesslich keine Memme. (Siehe Foto)
Dann zum Thema Tupperschüsseln. Die Marke „Tupperware“ ist hier in Argentinien sehr wohl bekannt und man sagt (wie in Deutschland ja auch) zu jeder Schüssel ein „Tupper“. Ok, fast niemand hat hier jedoch Tupperware. Eines Tages, ich schwöre euch ich habe geschrien: fahren wir entlang der nächstgelegenen Avenida (größere Strasse) und aus dem Nichts taucht wie im Traum ein Geschäft auf, mit bunten Farben und der Aufschrift „TUPPERWARE“ Aaaaaaaaaahhhhhh, ich wollte zu Nacho sagen haaaaalt, aber ich hatte keine Worte, es bildete sich nur ein Grinsen auf meinen Backen. Wie toooll, ein Traum jeder Tupperware-Liebhaberin, ein Tupperware-Geschäft. Bis heute war ich leider noch nicht drin, aber ich verspreche euch, ich mach mal noch ein Foto für alle, die einmal ein Tupperware Geschäft sehen wollen !
Ja und so hat sich ein kleiner Alltag eingespielt. Morgens hab ich mich auf die Suche nach einem Café gemacht, wo ich kostenlos Internet nutzen konnte und habe während den vielen Stunden, die ich dort verbracht habe (abhängig davon ob sie eine Steckdose hatten um den Laptop zu laden) , einen Schwarztee mit ganz viel Zucker oder ein Wasser geschlürft. Was ich im Internet gemacht habe: Wohnungen gesucht und Anfragen geschickt wie wild. Am nächsten Tag das gleiche wieder und meist gegen Mittagszeit bis nachmittags hab ich sie besichtig. Nur leider hat immer ein wichtiges Detail gefehlt: Kleines Wohn-und Esszimmer, dass man nicht wusste wo hin mit Tisch und Sofa, Schlafzimmer, wo man sich fragt, wie ob der Andere beim Aufstehen über Einen drüber klettern muss weil gerade das Bett in den Raum passt ohne Platz zum Laufen, dann DIE KÜCHE: 2 Herdplatten (die spinnen ja wohl), an einer Hand abzählbare Küchenschränke, davon oft Atrappen wenn man reingeschaut hat, die Küche offen im Wohnzimmer (suuuper  ), das Bad so klein, dass man kaum laufen kann, so viele Ecken und Türen im Wohnzimmer, dass man sich fragt: wo hin mit dem Sofa ?? Das waren so neben Mängeln an Pool und sonstiges Angebot im Gebäude und dem Balkon die meist gesehenen Beschwerden, die mir eine Vorstellung darin zu leben „unmöglich“ machten. Ich habe somit viel gesehen, ich hatte einen Wohnkomplex mit eigenem Tennisplatz, Parillas (Grills) im Hof, Pool, eigene Tiefgarage, Partyraum so groß ,dass man darin locker eine Hochzeit feiern könnte und ein Fitness Studio im 25. Stockwerk das einem durch die Glasfront das Gefühl gab über Buenos Aires zu joggen.

Dann gab es hingegen ganz nette kleine Wohnungen die als Duplex aufgebaut waren mit Schlafzimmer im 2. Stock offen (auch ganz nett). Alles im allem waren die Wohnungen sich doch sehr ähnlich. Die Architekten arbeiten wohl immer strikt nach einem Modell…schade. Irgendwann, nach Wochen, stieß ich immer wieder auf diese eine Wohnung, 3 Zimmer zu einem angenehmen Preis aber ohne Bilder, nur ein Bild vom Eingang – scheint sehr schick zu sein. Anfragen und Anfragen gemacht, nach einer Zeit wusste ich als gar nicht mehr wer schon geantwortet hat und wer noch offen steht, daher ging diese Wohnung etwas unter, man weiß ja auch nicht was Einen erwartet wenn da so gar keine Bilder im Internet sind, sehr merkwürdig, man denkt immer, dass diese was zu verbergen haben… Nun gut, als wir im Zentrum von Buenos Aires am Ende waren unserer Suche und auch leicht ermüdet von dem ganzen Rummel und 3 bis 4 maligem Hin -und Herkurven zwischen Zentrum und Tigre ( wo sich im Umkreis quasi unser soziales Umfeld befindet: Elternhaus Nacho, Hockeyclub San Fernando, unser Stadion des Club Atletico Tigre, die Freunde und die schöne Gegend um den Rio de la Plata wo es uns doch oft herzieht. Ach ja und ganz wichtig: Puerto de Frutos (ein Markt in der Hafenzone von Tigre, der einfach ein Traum ist. Holzobjekte (Möbel, Holzschälchen, Brettchen, Teller usw.), Taschen liebevoll handgemacht, einfach ein Paradies dieser Markt, nicht wahr, Sandy ;o) ? Nun gut, der Tag war gekommen als wir gezielt dieses Gebäude aufgesucht haben und vor Ort fragten, welches Immobiliengeschäft denn hier Wohnungen vermietet. Mit den nötigen Informationen haben wir einen Termin zur Besichtigung ausgemacht. Nie hätte ich gedacht, dass ich in diesem Immobiliengeschäft mal sitzen würde um den Mietvertrag zu unterschreiben, denn das erste Mal bin ich nach einigen Sekunden wieder rückwärts raus weil alles nach frischem und altem Zigarettenraus stank und schon fast moderte. Ok, solange die Wohnung nicht modert ist doch alles gut dachte ich mir. 

Nun gut, der Tag war also gekommen, wie immer trafen wir uns mit der Immobilienmaklerin vor Ort und die Besichtigung konnte beginnen, erst aber musste wir aber an dem Sicherheitsdienst des Hauses durch. Diese öffnen nämlich nur den Bewohnern des Hauses die Tür (es gibt keinen Schlüssel für den Eingang). Kommen Gäste wird der Bewohner des entsprechenden Apartments per Sprechanlage angerufen und fragt ob er z.B. Knecht Ruprecht hereinlassen kann. Nun gut, der Eingangsbereich war schon einfach überwältigend schön , ein riesiges fröhliches Gemälde und sehr moderne stilvolle Möbel für wartende Gäste oder ähnliches. Dann gings im Schnellgang mit dem nagelneuen (da Neubau) Aufzug in den 13. Stock. Die Maklerin, sehr sympathische Frau, öffnet die Tür des Apartments 13 B (wenn das kein Zeichen ist) und uns erwartet ein noch dunkler, jedoch riesiger Raum. Zur Linken eine schön eingerichtete Gästetoilette. Sie zog die Rollläden hoch und wir standen in einem hell erleuchteten Raum, auf einem rötlichen Holzboden und zwischen weißen Wänden. Riesig. Ganz anders als alles was wir bisher gesehen hatten. Dann ging es gleich auf die direkt anschließende Terrasse…diese Aussicht – ein Traum ! Nicht in Bilder oder in Worte zu fassen, mit Blick auf den Puerto de Frutos ! Das Staunen war schon groß und dann ging es in die Küche: WOW, ein großer, separater Raum mit vielen Staumöglichkeiten, der Architekt gefällt mir ! Ja und 4 Herdplatten, Gas – ok ist normal hier. Aus der Küche geht es weiter auf einen Balkon der am Schlafzimmer vorbeiführt. Dann das Schlafzimmer, hell erleuchtet durch 2 Zimmer, riesige Fenster, ein noch größerer Schrank !! Da kann ich mir meine Kleider drin vorstellen. Sehr schön. Das gleiche nochmal im 3. Zimmer jedoch mit einem Fenster weniger. Dann das Bad, modern, schön, stilvoll. Mit einem riesen Spiegel UND einem Handtuchwärmer (Wandheizung). Ein Detail, das mich an mein Zuhause erinnert… Wir haben alles gesehen und wir waren uns einig, dass es die erste Wohnung war, in der wir uns vorstellen konnten zu wohnen. Ok, wir verließen sie wieder...

Nach einigem Hin und Herüberlegen…war es unsere Aussicht, unsere Küche, UNSERE WOHNUNG !
Und da sitze ich nun, bisher noch auf unserem provisorischen Sofa, 2 Matratzen aneinander gelehnt wie ein L, zur Linken die Terrasse mit der wunderbaren Aussicht und Sonnenschein. In einer Blitzaktion sind wir am Wochenende umgezogen, alle Sachen in 2 Autos gepackt. Der schwierigere Teil war jedoch der, den Dreck, den diese Bauarbeiter hier hinterlassen haben zu entfernen. Dreck meine ich hiermit Fliesen die nicht ordentlich ausgefugt wurden und mit ewig viel Fugenmasse hinterlassen, Kleberreste überall auf Boden, an Schränken, weiße Farbkleckse überall, Wachsreste vom Boden , Zementreste, nein um ehrlich zu sein, ICH HASSE DIESE BAUARBEITER und ein Glück, dass ich ihnen nie begegnet bin ! Denn bis heute ist noch nicht alles erledigt. Von wegen in 2/3 Tagen alles sauber. Naja. Unser Leben hat jedoch begonnen: mit Kühlschrank, neuem Bett, Kleiderschrank, tolles Bad, riiiiiiesen Küche, Terasse und einen Ausblick der jeden nur umhaut. Das erste Mal als wir bei Nacht die Wohnung betreten haben, stockte uns der Atem. Wir ließen die Lichter aus und sind durch unsere Wohnung geschreitet, ein Zimmer hat eine schönere Aussicht als das andere. Vom Bett aus sehen wir das Lichtermeer…traumhaft schön. Eines Tages fiel uns ein: wir waren noch gar nicht oben auf der Dachterrasse ! Und im SUM (Partyraum). Wir sind im 13 Stock die höchstgelegenen Wohnungen, danach kommt im 14. die Dachterrasse. Der SUM ist noch nicht fertiggestellt, da jedoch alles aus Glas ist, kann man schon erspähen wie es sein wird. Ein Raum für 2 Partien, jeweils eine Parilla (zu deutsch: Grill), eine Küche und Sitzgelegenheiten mit Glasfronten. Außerhalb kann man einmal komplett um das Gebäude und von jeder Seite den Ausblick betrachten. Platz zum Spielen für Kinder, einfach toll. Ein Ausblick rings herum… (siehe Fotos)
Neben all diesen Geschichten wurden wir schon zu unzähligen Asados (zu deutsch: Grillen) eingeladen und von Mal zu Mal lerne ich mehr und leckereres Fleisch kennen. Mmmmmmhhh… Nachos Familie kümmert sich wirklich sehr rührend um mich und sagen mir immer wieder, dass ich nun ein Teil der Familie bin wie jeder Andere auch. Und dass es ihnen vorkommt, als würden sie mich schon ewig kennen. Solch liebe Menschen…
Wenn wir auf den Straßen unterwegs sind, vermisse ich ein wenig die frische Luft, die man einfach in fast jedem Ort in Deutschland hat (zumindest da wo ich mich rumtreibe). Hier muss ich mir manchmal die Nase zuhalten weil hier einfach so alte Kisten rumfahren, ich mach mal ein paar Fotos, das ist nicht zu glauben. Ich glaube mindestens 50 % davon dürften in Deutschland nicht fahren. Vor ein paar Jahren wären es glaub noch 80 % gewesen da mittlerweile viele neue Kleinwagen umher düsen.

Ich versuche ja immer Nachos Familie hier zu erklären, dass es schlecht ist, dass man in den Supermarkt geht und sich ALLES aber wirklich ALLES in Tüten einpacken lässt: erinnern wir uns an Frankreich, ich glaube da ist es heute auch noch so. Wenn ich also einkaufen gehe (zu Fuß) nehme ich immer meine Stofftasche mit und packe alles was reinpasst da rein. Manchmal schauen einen die Leute an wie ein Außerirdischer aber mein Gott, müsste ja eigentlich andersrum sein. Als Nacho und ich zusammen unseren ersten riesen Einkauf gemacht haben, habe ich versucht es wie in Deutschland ablaufen zu lassen: haben uns 2 große Kartons mitgenommen, die wir Zuhause hatten und in den Kofferraum gepackt. Ich durfte die Kartons jedoch nicht mit in den Laden nehmen. Er sagte: „Bist du verrückt !?“ Ich wollte sagen: „Nein, das was ihr macht ist verrückt.“ Nun gut, meine Aktion hatte wenig Sinn, aber er wird es noch verstehen, es war nämlich viel praktischer im Karton alles hoch zu transportieren als in Tüten. Das nächste Mal… Ach ja und dass ich schon alles auf dem Band ordne was in den Kühlschrank gehört und was nicht – wie ungewöhnlich ! Naja zuletzt war es für die Katz da wir ja die Tüten alle in den Wagen gesetzt haben und keiner mehr wusste, wo nun was drin ist. Grrrrrr… Bueno, sagt man hier. Wobei einige Supermarktketten ja schon anfangen für die Tüten Geld zu verlangen, mit der Zeit wird es kommen. Ach ja für alle denen ich es noch nicht erzählt habe, hier wird auch kein Müll getrennt. 
 
Und die Müllabfuhr kommen JEDEN Abend ! Unglaublich oder ? Das sagt doch schon viel über das Verhalten aus… Ach ja hier ein Foto der Anzahl von Tüten, die wir erhalten haben. Und bitte zu beachten: wir haben gesagt sie soll bitte vieeel in die Tüten laden da wir sie eh im Auto in einen Karton laden ! Wieder: Buenoooo (zu deutsch: guuut eh). (siehe Foto) 

Bald bin ich wieder zurück mit neuen Geschichten aus der 3. Welt !

Beso
Silke

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